Hausgeschichte

Das Wohn- und Geschäftshaus auf der Inneren Weberstraße 18 wurde ursprünglich als Bierhof gebaut.

Davon zeugen noch heute drei übereinanderliegende Bierkeller.

Das Datum der Erbauung ließ sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht rekonstruieren.

Der erster Eintrag im Eigentümerverzeichnis der Stadt Zittau bezeichnet den Ratsherren Balzer Roeseler als ersten Eigentümer des Hauses im Jahre 1543. Er hatte die Brauberechtigung für 6 Weizenbiere und 2 Märzenbiere.

Damals hieß die Straße noch Webergasse und befand sich im so genannten „Budissiner Viertel“.

Dieses befand sich im Bereich des Marktes und der Inneren Weberstraße, der Bautzner Straße, Milchstraße und des Schmeidelgäßchens.

1560 hatte das Gebäude einen Wert von 1.600 ZM (heute ca ??? Euro). Neuer Eigentümer war Balthasar Rößler jun.

1566 bzw. 1578 erwirbt der Stadtrat und spätere Richter Martin Hopstock das Gebäude. Dieser stirbt im Jahre 1613 und das Haus fällt an dessen Tochter Anna Maria. So bleibt das Haus in der Familie.

1641 erwirbt Pastor Siegmund Jancke das Haus.

1688 geht es in den Besitz von Martin Sigmund Piltz über.

1702 kaufen Christian Keßler sen. und Johann Gottfried Noack für 5.000 Reichstaler (heute ca. 90.000 Euro) das Haus. Bis 1727 der Bürgermeister Ernst Gotthelf Hertzog das Haus erwirbt, bleibt es im Besitz dieser Familien.

1744 kauft Eva Elisabeth Mayer das Haus und vererbt es im darauffolgenden Jahr dem Kaufmann Christian Ehrenfried Bauer.

1757 wird das Wohn- und Geschäftshaus Innere Weberstraße 18 beim letzten Stadtbrand zerstört, fünf Jahre später ist der Neubau abgeschlossen.

1777 kauft Ernst Siegmund Haupt das Haus für 4.500 Reichstaler (heute ca. 81.000 Euro).

Er lässt in der Eingangshalle eine lateinische Inschrift mit folgender Übersetzung anbringen:

 

Das im Jahr 1757 nach der Erlösung des Erdkreises durch Kriegsfeuer zerstörte Haus

erhebt sich 1762, während der Krieg noch tobt, aus seiner Asche.

Nach Friedensschluss 1777 verändert es sich.

Das wiederum Veränderte ist schließlich,

nachdem 1778 ein zu befürchtender Krieg erlitten wurde,

um hinzugefügte Gebäude und mit schöner Ausstattung vollendet worden.

Dass der allmächtige Gott es in Ewigkeit bewahren möge, erbittet aus frommer Inbrunst

Ernst Siegmund Haupt.“

(1778/79 wurde Zittau zum Schauplatz im sog. „Bayerischen Erbfolgekrieg“ zwischen Preußen und Österreich.)

 

Das Haus bleibt in der Familie Haupt, später Bierling, bis es 1873 an den Buchdruckerei-Besitzer Gustav Ernst Richard Menzel für 15.000 Mark (heute ca. 90.000 Euro) verkauft wird.

Ab 1901 übernimmt eine Erbengemeinschaft folgender Personen das Gebäude:
Theodor Menzel, Zittau
Johanna Menzel, Kanzleihelferin, Zittau
Dr. Irene Menzel, Assessor, Zittau
Dr. Wolfgang Menzel, Rechtsanwalt, Dresden
Karl-Heinrich Menzel, Assessor, Zittau

vertreten durch
Dr. Richard Menzel, Justizrat, Zittau

Der Einbau einer Gas-Anlage erfolgt 1904. Der damalige Preis für Heizgas beträgt 15 Pfennig je Kubikmeter (heute ca. 0,90 Euro) und für Leuchtgas 19 Pfennig (heute ca. 1,14 Euro).

Zwei Jahre später wird der neugebaute Kanal vor dem Haus undicht und größere Mengen Wasser laufen in das Haus. Die Kosten der Sanierung trägt der damalige Eigentümer.

1936 wird das Gebäude in die Denkmalschutzkartei aufgenommen.

Ende der 1980er wird im zweiten Obergeschoss Echter Hausschwamm entdeckt, wodurch das Dach erneuert werden muss.

Ab ca. 1987 untersteht der VEB Gebäudewirtschaft und wird nicht mehr genutzt.

In den Wendejahren 1990/91 erwirbt es der Zittauer Raumausstatter Gerd Schnabel und beginnt 1994 mit dem Abriss des Hinterhauses. Es folgt der Neubau des Ersatzbaus.

2010 geht es in den Besitz von Peter Wünsche, Händler für Pumpen aus Alzenau/Unterfranken, über.

Seit 2014 kümmert sich das „Wohn- und Arbeitskollektiv IW18“ um den Erhalt und Ausbau der Inneren Weberstraße 18.

2015 erfolgte die Gründung der „IW18 Zittau UG (haftungsbeschränkt)“ um den Hauskauf abzuwickeln.

 

Im Haus eingemietete Gewerbe

ab 1873

Buchdruckerei Menzel
Vereinigte Druckereien Gutte
Damen und Herren Frisör Herr Scholz

ab 1914

Wesermünder Fischhalle
Rechtanwaltsbüro Menzel
Damen und Herren Friseur
bis 1988

ELG Letex (Raumausstatter)
1988 – 2008

Wohnen und Sparen Raumausstattung Schnabel

Antiquariat
2009 – 2014 Gardinenladen „Zugezogen“
seit April 2014

Fame – Graffiti- & Skateshop

Atelier Nachbarladen

Quellen:

Pescheck, Christoph Adolph: Handbuch der Geschichte von Zittau, Bd 2. Zittau 1837.

Eintrag „Innere Weberstr. 18“ im Eigentümerverzeichnis der Stadt Zittau (Stadtarchiv Zittau) sowie die dort angegebene Literatur.